Genau diese Art der Fragestellung können wir auch auf körperliche (physische) Einschränkungen beziehen. Was wir von außen sehen können: ein fehlerhaftes Bewegungsmuster, z.B. bei einer Kniebeuge. 

Softwareproblem oder Hardwareproblem?
Doch was war als erstes vorhanden – das Problem, welches sich physisch (Hardware) an einer Stelle des Körpers zeigt? Oder das falsche Bewegungsmuster (Software)? Ist eine falsche Bewegung demnach die Kompensation einer körperlichen Einschränkung oder ist diese Einschränkung die Folge einer falschen Bewegung?

Übertragen wir diese Fragestellung auf Training und Therapie müsste sie lauten: Wo müssen wir ansetzen, um Schmerzen nachhaltig zu lindern, bzw. Leistung langfristig zu verbessern? Gelingt dies besser, wenn wir das System aus einem orthopädischen oder einem neurologischen Blick betrachten?

War es jetzt das Huhn oder das Ei?
Im Körper gibt es grundlegend eine Art Hierarchie unter den verschiedenen Systemen. Wenn es um Bewegungen geht, ist das neurologische System in der Hierarchie ganz oben. Das motorische Nervensystem steuert und koordiniert alle Bewegungen, die wir tätigen. Je bewusster und öfter wir eine Bewegung einüben, desto genauer wird diese gespeichert. Wir erinnern uns noch an unsere erste Fahrstunde mit dem Auto oder die ersten Versuche mit dem Fahrrad…

Nachdem eine Bewegung erlernt ist, wird sie im Zentralen Nervensystem (ZNS) abgespeichert. So sind wir in der Lage, uns zu bewegen, ohne uns damit bewusst beschäftigen zu müssen. Das orthopädische System ist das ausführende Element. Es beinhaltet alle Strukturen, die bewegt werden. Ohne die vorherige Ansteuerung der Nerven ist es allerdings regungslos.

Diese Vorgehensweise ist zum einen zwar sehr pragmatische und hilfreich, andererseits jedoch häufig die Ursache für unsaubere Bewegungen. Der Mensch ist aus evolutionärer Sicht so geprägt, dass Bewegungen maximal effizient getätigt werden. Sobald eine Bewegung gespeichert ist und unbewusst abläuft, wird sie ökonomisiert und dadurch unsauber. Wenn das Nervensystem demnach die Bewegungen steuert und das orthopädische System die passende Hardware dazu liefert, ist auch das orthopädische das leidtragende. Selten ist es umgekehrt.

Was heißt das für Training und Therapie?
Eine der besten Trainingsmethoden dafür ist das sogenannte „reactive neuromuscular training“. Bei dieser Methode trainieren wir das System, welches auch ursächlich die Bewegungen steuert: Das Nervensystem. Dies schaffen wir, in dem wir äußere Reize setzen, die auf einer reaktiven Ebene direkt auf das Nervensystem eingehen und so die richtigen Muskeln aktivieren. In der Praxis kann das bei einer Kniebeuge ein powerbands mini um die Knie sein, um mehr Muskeln in der Hüftaußenrotation zu aktivieren. Dadurch „fällt“ das Knie weniger nach innen.

Die Vorteile dabei:

  • Der Trainierende bekommt ein unbewusstes Feedback durch das Band
  • Wir wollen Bewegungen unbewusst korrigieren, da wir uns im Alltag selten bewusst bewegen
  • Bewegungslernen durch verbales Coaching funktioniert nicht so gut – oder wer hat sein Kind schon einmal verbal zur ersten Kniebeuge gecoacht?

Aber?
Leider gibt es für die Praxis eine Einschränkung, bei der die Reihenfolge 1. Motorisches Nervensystem und 2. Orthopädisches System nicht funktioniert: bei starken körperlichen Einschränkungen. Wie können diese entstehen?

  • Verletzungen
  • „If you don´t use it, you´ll loose it!” z.B. starke Bewegungseinschränkungen durch Inaktivität

Denn unser Körper ist ein Meister der Kompensation und findet einen Weg, sich auch ohne aktive Gesäßmuskulatur und einen stark verkürzten Hüftbeuger zu bewegen.

Diese und weitere Themen behandeln wir intensiv in unseren „powerbands Coach“ Kursen.