Wenn man ein etwa 5 cm breites und 1-1,5 mm dickes, festes Gummiband um ein Körperteil wickelt und dann für einige Minuten gezielt Bewegungen damit ausführt, dann nennt man das Flossing. Das umwickelte Körperteil/Gelenk wird dabei fest umschlossen und zirkulär regelrecht abgebunden. 

Diese begleitende Methode hält seit einiger Zeit Einzug in der Physiotherapie und Rehabilitation. Wir nutzen diese Therapieergänzung vermehrt bei Patienten mit postoperativen und posttraumatischen Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Unsere ersten Beobachtungen haben gezeigt, dass sich das Flossing positiv auf die Gelenkfunktion auswirkt. Auch wenn es zu dieser Methode noch keine Evidenz gibt, kann man sich die Wirkungsweise gut erklären.

Bereits in den 90er Jahren haben wir ihm Rahmen der Manuellen Lymphdrainage Extremitäten mit Kurzzugbinden gewickelt und die Patienten mit dieser Bandage gehen oder auf dem Ergometer bewegen lassen. Der Nachteil war, dass die Binden die Beweglichkeit zu sehr behinderten oder sich bei Übungen lösten. Ein Training mit Bandagierung war somit nicht möglich. Durch die neuen Gummibänder, hat man nun die Möglichkeit, auch komplexe Bewegungen mit Kompression durchzuführen.

Der intraartikuläre Druck wird durch das Einwickeln der Gelenke deutlich erhöht. Durch die Bewegung würde sich die Flüssigkeit normalerweise immer in dem Bereich der Kapsel bewegen, in dem gerade niedrigere Spannung herrscht. Durch das Band wird von allen Seiten gleichmäßig Druck aufgebaut. Die Schleimhaut absorbiert durch diesen hohen extrazellulären Druck mehr Flüssigkeit auf und Ergüsse verschwinden deutlich schneller. Weiter wird durch die Kompression ein Blutstau erzeugt. Beim Lösen des Bandes strömt das Blut schlagartig zurück in das unterversorgte Gelenk. Dies beschreiben die Patienten als eine positive Sensation, soll den den Stoffwechsel anregen und hat eine kurzzeitige bessere Blutversorgung in dem Bereich zur Folge.

Eine weitere Hypothese ist der Stimulus der Mechanozeptoren durch die Kompression. Es werden die Informationen aus den Nozizeptoren, also Schmerz- und Schadensmelder, überdeckt, wodurch der Patient bei den Übungen größere Bewegungsamplituten toleriert. Nachdem Flossing hauptsächlich an Gelenken oder gelenknah angewandt wird, kann man sich vorstellen, dass das Gummiband die Gelenkkapsel  mobilisiert. Griffe aus der „Orthopathischen Medizin“ nach Typhaldos haben ein ähnliches Wirkprinzip. Gewebe wird mobilisiert. Kapselanteile werden festgehalten und die Knochanteile darunter bewegt. Dadurch wird die Gelenkkapsel dreidimensional mobilisiert.

Klar muss sein, dass der Einsatz von Flossing an Patienten, ein Wissen der Therapeuten über Pathologie, Anatomie und Physiologie voraussetzt. Zu intensive oder zu lange Anwendungen können die Wundheilung stören und Komplikationen provozieren. Wir orientieren uns mit der Anwendungsdauer am individuellen Gewebsstatus. In der Praxis läuft es bei  auf 5 bis 10 Minuten pro Intervall an. Das bandagenfreie Intervall sollte mindestens genauso lange dauern. Serien von 3-5 x haben sich bisher als sinnvoll und wirksam erwiesen. Wir haben durch Umfangsmessungen einen objektiven Erfolg messen können, der aber nicht immer nachhaltig war. Subjektiv geben die Patienten Beschreibungen an wie: “keine Veränderung”, „beweglicher,“ „freier,“keine Schmerzen am Gelenk“.

Es bleibt abzuwarten, ob sich das Flossing durchsetzen wird und ob sich ein Mehrwert zu anderen Therapieformen mit messbaren Fakten nachweisen lässt. Bestellen könnt ihr euch das Floss Band hier.

Vielen Dank an Oliver Schmidtlein von OSPHYSIO Training & Therapie für den Beitrag über das Thema Floss Band und Flossing.